Der Generationswechsel
Werner und Chiara über den anstehenden Generationswechsel ihres Unternehmens
Ein junges Team ist bereit zusammen mit Chiara das Ruder bei Marylise und Rembo Styling zu übernehmen, sehr zum Wohlgefallen von Werner. “Unsere Firma ist noch stärker geworden. Der Höhepunkt muss noch kommen und das möchte ich auf keinen Fall verpassen.” Ein Doppelinterview.
Familienunternehmen haben so ihre eigenen Herausforderungen: Generationswechsel schaffen Kopfschmerzen. Wie geht ihr damit um?
Chiara: Ich beschäftige mich sehr bewusst mit der Zukunft unseres Unternehmens und kann mich in Ruhe darauf vorbereiten. Mit externer Unterstützung, nehme ich mir die Zeit mich weiterzuentwickeln.
Werner: Ich kann mich sehr gut im Hintergrund bewegen und trotzdem die Übersicht des Betriebs im Auge behalten. Bei großen Problemen übernehme ich weiterhin die Verantwortung, aber ansonsten habe ich gelernt zu delegieren. Der Gedanke dahinter ist den Übergang auf eine natürliche und verantwortungsbewusste Weise durchzuführen. Der belgische Staat unterstützt Familienunternehmen beim Generationswechsel und den Aspekten die daran verbunden sind. Unsere belgische Wirtschaft ist von Familienunternehmen und KMU’s abhängig.
Chiara: ich bin Mitglied einer Plato-Gruppe bestehend aus jungen Menschen wie mir, die aus den verschiedensten Sektoren kommen. Alle Aspekte die bei einem Generationswechsel von Belang sind werden hier besprochen. Wir tauschen Erfahrungen und Visionen aus, was sehr spannend ist. Hieraus ist zum Beispiel die Idee einer Familiencharta entstanden in der wir unsere Werte, Zukunftsvisionen und Strategien ausformulieren.
Was sind die Vorteile eines Familienunternehmens?
Chiara: Wir sehen das familiäre Engagement als unseren Trumpf. Wir denken langfristig und haben ein starkes Band zu unserem Team. Teamspirit ist ein enormer Wert. Wenn wir über einen Generationswechsel sprechen, meinen wir nicht nur, dass das Unternehmen von Werners in meine Hände übergeht. Die tagtägliche Leitung ist in den Händen des Teams und mir.
Werner: Ein modernes Unternehmen kann nicht auf einer einzelnen Person mit einer brillanten Idee basieren. Jeder nimmt seinen Platz ein; wir bündeln unsere Kräfte um effektiv und schnell vorwärts zu kommen. So bleiben wir ein gutes Unternehmen in dem jeder motiviert ist. Der Höhepunkt wird noch kommen und das möchte ich auf keinen Fall verpassen.
Chiara hat Zeit sich weiterzuentwickeln, wie verlief das bei Ihnen?
Werner: Ich übernahm die Firma um meinen Eltern einen Gefallen zu tun. Sie wussten nicht wie sie Ihr Unternehmen beenden sollten. Das Unternehmen weiterzuführen und auszubauen war in den Anfangsjahren sehr schwierig; Ich musste viele Risiken auf mich nehmen. Am Anfang folgte ich meinem Bauchgefühl; heute arbeiten wir wesentlich professioneller.
Chiara: Die Firma wird dadurch stärker, daran glaube ich felsenfest. Unser Ziel ist Innovation und Wachstum..
Werner: auch als Familie wird man stärker. Ich habe erlebt was eine Übernahme mit einer Familie machen kann, davor möchte ich meine Familie schützen.
Familienunternehmen haben so ihre eigenen Herausforderungen: Generationswechsel schaffen Kopfschmerzen.
Ihr seid aus zwei unterschiedlichen Generationen. Gibt es einen kulturellen Unterschied?
Werner: Ich erlebe eine neue Kultur in meiner Firma und passe mich ihr an (lacht). Das Team nimmt oft die Initiative und mit den besten Ideen die daraus hervorgehen machen wir weiter. Dies ist sehr wichtig, da sich Menschen verändern, das Einkaufsverhalten und auch unser Markt entwickelt sich weiter. Aufgrund dessen entwickelten wir für 2018 eine neue Kollektion “Civil” by Rembo Styling, eine Linie speziell für Bräute die auf Ihrer standesamtlichen Hochzeit auch ein besonderes Kleid tragen möchten. Dies war eine Idee des Teams.
Chiara: Wir sind die junge Gewalt; ich kann sehr impulsiv sein. Werner ist ruhiger und denkt genauestens nach wie die Dinge angepackt werden müssen. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Gegensätze ist für unsere Firma sehr wichtig.
Ihr sprecht über eine Veränderung im Markt, wie sieht diese aus?
Werner: Früher hatte man als Hersteller ein breitgefächertes Angebot. Jetzt ist es umgekehrt. Der Brautmodenmarkt ist in unterschiedliche Segmente aufgeteilt. Es gibt klassische, mainstreamige, Budget sensible und Destination Bräute, die zum Beispiel auf Ibiza heiraten. Mit der Zeit werden sich noch weitere Nischen herauskristallisieren und Geschäfte werden sich spezialisieren müssen. Wer sich nur auf Mainstream fokussiert wird es nicht schaffen. Wir auch nicht. Bei Rembo Styling haben wir unsere Nische gefunden, nämlich die von Boho Chic. Dieses Segment wird immer grösser.
Wie geht ihr als Marke mit dieser Spezialisierung um?
Werner: Indem wir kontinuierlich den Markt analysieren. Wer ist diese neue Generation Bräute, und was wollen sie.
Chiara: es wird immer wichtiger einzigartig zu sein. Zusätzlich eine Atmosphäre zu schaffen, und ein starkes Image für die Marke zu kreieren. Wir haben sehr hart daran gearbeitet und einen Brand Guide für Rembo Styling entwickelt. Wir wissen, dass wir bei unserer Zielgruppe ankommen wenn wir dem Guide folgen. Die nächste Herausforderung ist Marylise. Wir sind gerade dabei den Brand Guide umzuschreiben, so dass wir den zukünftigen Marylise Bräuten noch näher kommen können.
Wie macht ihr das?
Werner: Letztes Jahr im Herbst haben wir einen Ausflug mit dem Kreativ Team gemacht. Weit weg von allen externen Einflüssen verbrachten wir zwei Tage in den Damse Polders (Belgien) und tauschten unsere Gedanken über die Zukunft aus. Welche Kleider werden 2018 beliebt sein? Wie sollte unser Image aussehen? Was erwartet eine Braut im Jahr 2018? Was macht sie, welchen Job hat sie, welche Kleidung trägt sie? Jeder konnte seine Visionen anhand von Fotos und Notizen äußern. Daraus haben wir ein neues Bild geschaffen.
Chiara: An dem Image der Marke zu arbeiten ist sehr wichtig. Wir möchten in die richtige Braut investieren. Daher halten wir über unsere Social Media Kanäle engen Kontakt zu unseren Bräuten auf der ganzen Welt. Es ist wichtig, dass wir für unsere Bräute sehr zugänglich sind und auf eine authentische Art mit Ihnen kommunizieren.
Wie unterscheiden sich eure Marken voneinander?
Werner: Beide Bräute sind Freundinnen, und trotzdem sehr unterschiedlich.
Chiara: Die Marylise Braut möchte eigentlich eine Pinterest Hochzeit, jedoch in einer gestylten Version. Das bedeutet in einem eleganten, soften Look. Diesen Look nennen wir Easy Chic. Die Marylise Braut hat eher eine aufgeräumte Frisur, wohingegen die Rembo Styling Braut es etwas wilder mag, zum Beispiel mit geflochtenem Haar. Bei Rembo darf alles etwas lockerer sein. Das sieht man auch in unseren Fotos. Es ist uns sehr wichtig, dass sich das Image der beiden Marken unterscheidet und zwei verschiedene Stimmungen hervorruft. Diese Art zu arbeiten funktioniert bei uns sehr gut: unsere Marken sind im Brautmodenmarkt etabliert und wir können weitere Möglichkeiten ins Auge fassen. Wir haben sehr viele Anfragen von bestehenden, und neuen Kunden, und haben einige gute Kollaborationen für die Zukunft geplant.
Werner: Wir sind uns sicher, dass wir dem Markt helfen, und auch unsere Händler dadurch stärker werden.