Nachhaltiges Geschäft – Ein Kontinuierlicher Prozess


Die Magie steckt im Stoff

Wussten Sie, dass die Bekleidungsindustrie im Allgemeinen der zweitgrößte Verschmutzer der Welt ist? Das Färben und Behandeln von Textilien in der Industrie ist für rund zwanzig Prozent des weltweit verschmutzten Wassers verantwortlich. Wir hielten es für höchste Zeit, bei MRFG Verantwortung zu übernehmen.

Wer als Modeunternehmer zuversichtlich in die Zukunft blicken will, kann nur in Nachhaltigkeit investieren. Die Führung eines Unternehmens im Jahr 2019 ist untrennbar mit dem Respekt vor Mensch und Natur verbunden. Es liegt in unserer Verantwortung, zu einer bewussteren Gesellschaft beizutragen. Wir haben diese Verantwortung noch ernster genommen, seit MRFG Botschafter für den Close The Loop – Prozess wurde und wir als bestehendes Modeunternehmen motiviert waren, unsere derzeitigen Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Wir hoffen, Sie zu inspirieren und Sie zu ermutigen, sich für Veränderungen zu entscheiden. Corporate Responsibility ist die Zukunft und wir freuen uns, eine Vorreiterrolle in unserer Branche einzunehmen.

Ende 2019 hat die MRFG in Zusammenarbeit mit Flanders DC, der flämischen
Organisation für Unternehmertum im Kreativsektor, ein Pilotprojekt abgeschlossen. Damit nachhaltiges Wirtschaften in die DNA des Unternehmens eindringen kann, hat die MRFG in Zusammenarbeit mit externen Experten einen Aktionsplan erarbeitet. „Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung“, sagen Cedric, Ruth und Ann-Sofie.

Was sind die wichtigsten Lektionen, die Sie gelernt haben?
Ann-Sofie: Wir waren in dieser Hinsicht bereits auf mehreren Ebenen gut. Da wir nur auf Anfrage produzieren, haben wir keine Überbestände und unser Produktionsabfall wird auf ein Minimum reduziert. Und doch war es überraschend zu sehen, in welchen Bereichen wir noch bewusster arbeiten könnten.

Cedric: Die wichtigste Lektion für mich ist, dass es (noch) keine hundertprozentige Nachhaltigkeit gibt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess und wir lernen jeden Tag dazu.

Ann-Sofie: Richtig. Am Anfang waren wir vielleicht zu streng zu uns selbst. Wir strebten nach 100%er Nachhaltigkeit, aber finde mal Knöpfe, Haken und Reißverschlüsse, die es wirklich sind. In der Zwischenzeit wissen wir, dass der Weg zur Nachhaltigkeit lang ist und es in Ordnung ist, in kleinen Schritte nach vorn zu kommen.

Ruth: Wir haben auch gelernt, dass wir wirklich etwas bewirken können. Wenn wir zum Beispiel nach nachhaltigeren Alternativen bei unseren Stoffherstellern fragen, wird das Angebot allmählich größer.

Was ist das Ergebnis?
Ann-Sofie: In unserer Rembo Styling 2021-Kollektion haben wir jetzt 15 nachhaltige Kleider. Die gesamte Kollektion wird auf eine möglichst umweltbewusste Art in Portugal hergestellt und wir arbeiten weiter daran, den Anteil nachhaltiger Kleider in unserer Kollektion zu erhöhen.

Ruth: In Bezug auf das Design bedeutet das, dass ich „umgekehrt“ arbeiten muss. Ich bin es gewohnt, die Kollektion unter ästhetischen Gesichtspunkten mit schönen Stoffen und Spitzen zu beginnen, die sich gut anfühlen und glatt fallen. Bei diesen nachhaltigen Kleidern war ich wesentlich eingeschränkter, da es nur wenige ökologische Materialien für unsere Nische gibt. Daher war es sehr schwierig, durch Suchen und Zusammenpuzzlen von Materialien schöne Kleider zu entwerfen.

Kann es in Zukunft noch besser sein?
Cedric: Natürlich verbessern wir uns Schritt für Schritt weiter. Zum Beispiel können wir unsere Stoffe in der Produktion noch effizienter zuschneiden, so dass wir noch weniger Abfall haben. Zusätzlich wollen wir noch mehr lokal produzierte Materialien verwenden.

Was ist die größte Herausforderung?
Cedric: Wenn man die Corporate Social Responsibility will, muss man alle Aspekte und Ebenen des Unternehmens angehen, und das kann man nicht allein. Man muss alle Partner einbeziehen – vom Stoffhersteller über den Transport bis zu unseren Kunden, den Brautboutiquen und dem Endverbraucher – und nicht jeder ist oder war bereit dafür. Insbesondere der Versand bleibt eine große Herausforderung.

Ann-Sofie: Natürlich wollen wir unsere Kunden auch weiterhin mit schönen und hochwertigen Kleidern ansprechen.

Ruth: Das fängt mit den Stoffen an. Für ein Hochzeitskleid braucht man sehr spezielle Materialien wie Musselin und Chiffon und eine verantwortungsvolle Alternative auf dem Markt ist schwer zu finden. Wir hoffen, in naher Zukunft eine größere Auswahl an Stoffen zu haben.

Bringt man Stoffproduzenten leicht an Bord?
Cedric: Wir haben uns zuerst an unsere derzeitigen Lieferanten gewandt. Wir haben erklärt, was wir von ihnen erwarten und sie gebeten, über ökologische Alternativen nachzudenken.

Ann-Sofie: Von Flanders DC haben wir auch eine Liste der Lieferanten von nachhaltigen Stoffen erhalten.

Ruth: Das Angebot ist begrenzt, besonders für Spitzen. Einige Stoffhersteller sind vom Himmel gefallen oder haben über unsere Frage nur gelacht. Für viele ist ein natürlicher Stoff wie Baumwolle die Alternative, aber Baumwolle ist nicht wirklich ökologisch. Wir fordern, weil Brautmode eine ganz bestimmte Nische ist. Ein Hochzeitskleid ist ein emotionales Produkt. Eine Braut kauft ein Kleid, weil es schön ist und nicht immer berücksichtigt sie den Produktionsprozess dahinter. Auch einfach die richtige Farbe zu finden ist keine leichte Aufgabe. Zum Beispiel erwartet die Braut ein gleichmäßiges weißes Kleid, also brauchen wir Meter von Stoff und Spitzen in demselben Elfenbeinweiß. Das scheint selbsterklärend zu sein, ist es aber nicht. Je weißer der Stoff ist, desto intensiver ist der Bleichprozess und desto schädlicher sind die Chemikalien.

Ann-Sofie: In der Zwischenzeit stellen wir fest, dass das Thema bei unseren Lieferanten langsam ankommt, weil sie uns mittlerweile selbst mit Vorschlägen kontaktieren. Wir kaufen weniger von Lieferanten, die keine nachhaltigen Alternativen haben, und somit haben sie das Bedürfnis, sich damit zu befassen. Es ist natürlich auch nicht einfach für sie. Eine neue Produktionsweise erfordert neue Maschinen und damit hohe Investitionen.

Wie reagiert der Markt?
Ann-Sofie: Der Brautsektor ist derzeit noch geteilt. Sicher arbeiten ältere Boutiquen noch nicht wirklich daran und befassen sich weniger mit diesem Thema. Junge, hippere Läden reagieren begeistert, weil das Angebot auf dem Markt begrenzt ist, aber ihre Kunden schöne, hochwertige und auch nachhaltige Brautkleider verlangen. Wir sind einer der wenigen Produzenten, die sich mit diesem Thema so intensiv beschäftigt.

Cedric: Als Pionier weisen wir unsere Kunden auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit hin und darauf, dass Unternehmensverantwortung mehr als ein Verkaufstrick sein muss. Die neue Generation von Bräuten lebt und kauft wesentlich bewusster und wenn man als Unternehmen überleben will, muss man da mitgehen. Weitere Informationen zu unseren Bemühungen finden Sie in unserem Nachhaltigkeitsbericht.

Haben Sie Tipps, wie wir noch bewusster gestalten können? Lassen Sie es uns wissen!
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