Werner De Vlieger:
„Kreativität ist der Trumpf für die Zukunft“
„Die Zukunft der Brautmode ist gesichert“, sagt Werner. „Die Branche ist in den Händen junger Menschen, und das ist eine positive Entwicklung. Das Erlebnis spielt eine wichtige Rolle, und sowohl wir als Produzent, als auch die Brautmodengeschäfte, sollten sich darauf konzentrieren. Man musst sich ständig neu erfinden.“
„Wie wird der Konsument in 5 bis 10 Jahren nach einem Brautkleid suchen? Wie wird sich das Kaufverhalten ändern? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns. Wenn ich sehe, was sich in den letzten 5 Jahren verändert hat, gehe ich davon aus, dass wir uns inmitten eines Wandels befinden“, sagt Werner.
Was hat sich geändert?
Wir stellen fest, dass die Braut sehr gut informiert ist. Sie kennt die Kollektionen manchmal besser als die Einzelhändler selbst. Sie weiß alles, sie sieht alles, sie kennt die Preise, sie kennt den Ablauf. Für die Geschäfte wird es immer schwieriger, ihre Kunden zu überraschen.
Wie geht man damit um? Welchen Rat gibst du deinen Kunden?
Die Geschäfte müssen sich darauf konzentrieren, Emotionen zu kreieren, denn das ist es, wonach Bräute suchen. Die Hochzeitsfeier beginnt mit der Auswahl des Kleides. Das Erlebnis beim Kauf spielt eine immer wichtigere Rolle. Einige Geschäfte tun dies auf eine glamouröse Weise, andere entscheiden sich für eine persönlichere Atmosphäre. Es gibt momentan viele kleinere Designer Boutiquen mit einem sehr persönlichen Ansatz. Sie verkaufen nicht auf Masse.
Die Bräute in Spe gehen in das Geschäft wo sie die Verkäufer nett finden, sie nach Ihrem eigenen Befinden eine gute Beratung bekommen, und sie das Konzept des Geschäftes gut finden. Wenn ich selbst etwas kaufe, ist es genauso. Wenn das Einkaufen keine Erfahrung ist, kann ich es im Internet kaufen.
Wie nutzt Du diesen Trend?
Man muss sich als Geschäft ständig neu erfinden, aber auch wir als Marke. In unserer Nische dreht sich alles um Kreativität. Vor allem wenn man sich, wie wir, auf dem internationalen Markt bewegt. Ich hatte das Glück, dass Chiara sich entschieden hat mit im Unternehmen zu arbeiten. Zusammen mit einem jungen dynamischen Team, das sie um sich hat, haben wir den Weg Richtung Zukunft eingeschlagen. Ich alleine hätte das nicht gekonnt.
Zusätzlich ist es auch sehr wichtig Kontakte in der eigenen Nische zu knüpfen. Wir haben einen internen Pool von Fotografen, Zeltbauern, Caterern und Hochzeitsplanern geschaffen, die sich auch nur auf den Boho Chic Stil konzentrieren. Wir tauschen Informationen, Moodboards und ähnliches aus. Wir unterstützen und stärken diese Nische. So können wir uns gegenseitig inspirieren.
Wie siehst du die Entwicklung in der Brautmode?
Die Realität ist: 90% der Brautkleider sind Made in China, wo die Kreativität nur eingeschränkt möglich ist. Diese Kleider sehen fast alle gleich aus. Es ist traurig aber wahr. Das wird sich erstmal auch nicht ändern, denke ich. Für bestimmte Zielgruppen ist der Preis sehr wichtig. Wenn ich als Unternehmensführung an Umsatzzahlen denke, mache ich vielleicht auch besser ein Standardprodukt und produziere es in großen Mengen. Die Rentabilität ist viel höher.
Aber was wir machen, macht hundertmal mehr Spaß. Wir sind in einer Nische, der modischen Hochzeitskleidung. Zuerst war es Vintage, dann Boho Chic und jetzt kommt etwas Neues. Wir werden nicht aufhören. Es ist nicht immer einfach, da man natürlich auch falsche Entscheidungen treffen kann die zu einer schlechten Kollektion führen und sie sich nicht verkaufen lässt, man benötigt pure Leidenschaft.
Es ist wie Dries Van Noten in seinem Film sagt: „Ich machte gute und schlechte Kollektionen, die mich fast an den Rand des Bankrotts brachten. Es ist das Schlechte, aus dem ich am meisten gelernt habe und weswegen ich stehe, wo ich heute bin. “
Letztes Jahr hat Flanders DC uns mit Rembo Styling für die Modemarke des Jahres nominiert. Ich bin sehr stolz darauf. Es ist eine Anerkennung für unsere einzigartige, belgische Handwerkskunst, aber auch für unsere Nische – die Brautmode. Lange Zeit wurde es von der Branche nicht als Mode betrachtet. Ich sehe unsere Nominierung als Belohnung für die harte Arbeit der letzten Jahre.
Was ist deine Motivation?
Wir wollen Menschen glücklich machen. Unsere bestehende Kundschaft ist und bleibt das Wichtigste. Wir haben das Glück, treue Kunden zu haben. Ich kenne die meisten seit 20 Jahren oder mehr.
Gibt es eine Zukunft für den Online-Verkauf in der Brautmode?
Alles ist möglich. Vorerst ist dies kein Thema für uns. Worüber wir jedoch wohl nachdenken, ist unsere Erlebniswelt auszubauen. Zum Beispiel haben wir eine große Nachfrage nach Schuhen, die zu unseren Kleidern passen, weil die meisten Marken zu traditionell sind. Wir bekommen auch Nachfragen für Anzüge für den Bräutigam, die zu unseren Kleidern passen. Das können wir selbst nicht herstellen und vertreiben, aber wir sind sicher, dass es Hersteller gibt, die mit uns diesen Weg gehen möchten. Darüber denken wir gerade weiter nach.